Integrative Onkologie

Die Integrative Onkologie beschäftigt sich mit Onkologie im ganzheitlichen Sinne, von der Vorbeugung über Methoden zur Unterstützung der Gesundung wie körperliche Aktivität, Ernährungsfragen und spiritueller Unterstützung bis hin zu komplementären Ansätzen, auch in der Palliativsituation.

Krebsprävention setzt schon bei Gesunden ein und deckt auch die Verhinderung von Spätfolgen der Erkrankung ab. Sie unterscheidet sich dadurch von der kurativen und palliativen Therapie. Gerald Caplan unterschied bereits 1964 drei Arten der Prävention: Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention.

Primärprävention

Primärprävention zielt darauf ab, die Erkrankung von vornherein zu verhindern. Sie richtet sich daher an Gesunde und Personen ohne Krankheitssymptome und kann für Risikogruppen gezielt eingesetzt werden. Beispiele für Primärprävention sind Maßnahmen zur gesunden Ernährung, Bewegungsförderung und Stressbewältigung. Das Konzept der Gesundheitsförderung ist mit der Primärprävention eng verzahnt. Durch Gesundheitsförderung sollen Individuen und die Gesellschaft dazu ermächtigt werden, die Lebensführung gesund zu gestalten und dadurch Krankheiten zu vermeiden.

Sekundärprävention

Sekundärprävention setzt im Frühstadium der Krankheit an. Sie dient der Früherkennung von Krebs und der Eindämmung ihres Fortschreitens (Progredienz) oder der Chronifizierung der Erkrankung. Oft ohne eine für die Betroffenen wahrnehmbare Krankheitssymptomatik hat der pathogenetische Prozess hier bereits seinen Anfang genommen. Zielgruppe sind Personen, die zwar als Gesunde oder Symptomlose an der Präventionsmaßnahme teilnehmen, durch die diagnostische Maßnahme aber möglicherweise zu Patienten werden. Beispiele sind die Screening-Maßnahmen für Brust-, Gebärmutterhals- oder Darmkrebs.

Tertiärprävention

Tertiärprävention findet nach Auftreten von Symptomen oder einer Akutbehandlung der Tumorerkrankung statt. Mit ihr sollen Folgeschäden und Rückfälle verhindert werden und eine anhaltende Rückkehr in den Alltag ermöglichen. Sie richtet sich an Patienten mit chronischen Beeinträchtigungen und Rehabilitanden. Ein wichtiger Aspekt ist die Verhinderung von Spätfolgen von Langzeitüberlebenden einer Krebserkrankung.

Ernährung

Ernährung ist von zentraler Bedeutung in der Prävention und der Therapie onkologischer Erkrankungen sowie in der Rehabilitation. Neben der physiologischen Dimension der Ernährung in der Prävention, Therapie und Rehabilitation hat Ernährung auch eine psychologische und soziologische Dimension. So stellt Essen und Trinken häufig eines der wenigen Bereiche während einer Anti-Tumor-Therapie dar, in dem Betroffene und deren Angehörige selbst aktiv werden können. Ernährungstherapie und Ernährungsprävention ist also „mehr als die Summe ihrer Teile“ und bedarf daher einer umfassenden Betrachtung und Berücksichtigung in der onkologischen Versorgung.

Komplementäre Medizin

Im Durchschnitt verwenden 40 bis 50% der Patienten mit einer Krebserkrankung im Laufe ihrer Therapie oder danach komplementäre und/oder alternative Methoden. Bei den Brustkrebspatientinnen sind es über 90%. Unklar ist noch, ob dieser Anteil ansteigend ist, oder ob Patienten heute offener zugeben, diese Methoden einzusetzen.

Komplementäre Medizin bietet Patienten die Chance, aktiv an der Therapie beteiligt zu sein. Dazu bieten sich v.a. Methoden an, die der Patient eigenständig und selbstbestimmt durchführen kann. Wichtig ist es, Risiken wie Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zu kennen.

Körperliche Aktivität

Verschiedene Untersuchungen haben bewiesen, dass eine körperliche Aktivität sowohl während als auch nach einer onkologischen Erkrankung als Supportivtherapie evident ist. Auch wenn die Aussagen der Studien, deren Schwerpunkt auf Mamma- und Kolonkarzinomen, Lymphomen und Leukämien liegen, nicht 1:1 auf alle Entitäten übertragen werden darf, ist auch bei anderen Entitäten ein positiver Effekt zu vermuten und teilweise wenn auch erst mit niedrigerer Evidenz nachgewiesen.  Positive Daten zeigen sich sowohl im Hinblick auf das Überleben als auch auf die Lebensqualität und die Nebenwirkungen der Tumortherapie.

Körperliche Aktivität gilt in der Onkologie als Grundbaustein der frühen Rehabilitation, des Wiedereinstiegs in das Alltagsleben sowie mit speziellen Trainingsprogrammen zur Behebung von körperlichen Einschränkungen, die im Laufe der Erkrankung oder Therapie auftreten können.

Spiritualität

Im Umgang mit dem Thema Spiritualität vollzieht sich ein Wandel. War Spiritualität früher in erster Linie an Institutionen des Glaubens gebunden, so suchen heute zunehmend mehr Menschen auch außerhalb der Kirchen und der verfassten Religionen eine geistliche Ausrichtung. Menschen suchen in den traditionellen und in den neuen Formen von Spiritualität Anschluss an etwas, das ihnen gerade auch in kritischen Lebenssituation Halt gibt.

Spiritualität kann für Krebserkrankte, für Zugehörige und auch für Behandler eine wichtige Kraftquelle sein, um mit den durch Krankheit und Therapie belastenden Umständen besser zurechtzukommen. Sie hilft das eigene Leben auch mit seinen Krankheiten, Verwundungen und Begrenzungen anzunehmen.

Kommunikation und Information

Kommunikation ist ein wesentlicher Teil der Begleitung und Behandlung von Menschen mit Krebs und ihren Angehörigen. Kommunikation hat viele Facetten – verbal und non-verbal, mit dem Patienten, mit Angehörigen mit Kollegen und anderen Berufsgruppen.

Kommunikation findet ständig statt und ist in der Onkologie mehr als das Überbringen schlechter Nachrichten. Eine gelungene Kommunikation verbessert nicht nur die Behandlung und die Therapieergebnisse, sie verbessert entscheidend auch die Zufriedenheit mit unserer eigenen Arbeit. Jeder Mensch kann kommunizieren – den meisten macht es Spaß – zumindest in der Freizeit. Trotzdem scheint Kommunikation zum Problemfeld der modernen Medizin geworden zu sein.